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Beitrag vom 24.05.2007
Charlotte Hatherley – The Deep Blue
Tatjana Zilg
Vor über einem Jahr trennte sie sich von Ash. Nach den Überraschungserfolgen "Kim Wilde" und "Summer" stürzt sie sich und ihre HörerInnen mit dem 2. Solo-Album in Meeresfluten und Weltall-Abenteuer
Wie mit den drei irischen Jungs von Ash steppt Charlotte Hatherley auch in ihren Solo-Songs zwischen der Grenze von Pop und Rock hin und her, und ist damit alles andere als eine introvertierte Songwriterin. Dynamisch, lebhaft und doch träumerisch taucht sie in eine Welt, bunt und vielfältig wie ein Cousteau´scher Unterwassertrip.
Nach dem französischen Meeresforscher nannte sie den Opener des blauen Tonträgers, der die üblichen Assoziationen der marinen Farbe mit melancholischen bis depressiven Emotionslagen ihrer Wahrhaftigkeit enthebt, denn trübe Gedanken entstehen beim Lauschen der rockig-frischen Sounds gewiss nicht.
"Cousteau“ schwingt die Sinne mit dahinfließender Melodie und mystischem Gesang zwischen Seufzen und Summen sanft ein auf die nachfolgende stürmische Woge von rockigen, einige Male bombastisch angelegten Songs, die mit einprägsamen Rhythmen und teils halb-gesprochenen, dann wieder kraftvoll gesungenen Lyrics daherkommen.
Geräusche, die das Naturgewalt-Konzept unterstützen, fügen sich an mancher Stelle ein, wie am Ende des hymnenhaften "Be Thankful". Um keine aufgesetzte Romantik aufkommen zu lassen, legt die Sängerin und Gitarristin darauf in "I Want You To Know" aber mit einem galoppierenden 60ies Trash-Sound los, der jugendlich charmant in die Ohren prescht. Noch eine Stufe lärmiger, mit Noir-Esprit, eingängiger Bass-Hookline und maskulinen Background-Vocals zeigt die Londonerin sich in "Love´s Young Dream". Für das poppig angehauchte "Behave" ist auf ihrer Website ein Comic-Style-Video zu sehen, das eine Mini-Weltall-Lovestory erzählt. Ihre sanften Seiten, katzenhaft anschmiegsam, dabei immer auch ein klein wenig widerspenstig, kommen am schönsten in "It Isn´t Over", "Wounded Sky" und "Again" zur Geltung.
Charlotte Hatherley ist ohnehin keine Musikerin mit Scheu vor gewagten Sprüngen. Erst 17 Jahre alt, stieg sie 1997 als Gitarristin und zweite Sängerin bei Ash ein, die zu dieser Zeit bereits seit 5 Jahren zusammenspielten und es auf die ganz großen Bühnen geschafft hatten. Ihr erster gemeinsamer Auftritt fand somit gleich vor einer Menschenmenge von 50.000 Musikfans beim V 97 Festival in Leeds statt.
Sie ließ sich nicht abschrecken von der turbulenten Hektik eines Lebens zwischen Touren und Studioaufnahmen und begann parallel zur Beteiligung an der Erfolgsstory von Ash eigene Songs zu schreiben. Bis zum Solo-Debut "Grey Will Fade" dauerte es dann zwar doch noch einige Zeit, aber 2003 erboxte sie sich den Freiraum, mit Rob Ellis am Schlagzeug, der schon namhafte Rockladies wie Marianne Faithfull und PJ Harvey musikalisch begleitet hat, und Eric Drew Feldman (früher in der Band von Captain Beefheart) als Produzenten ihre erste eigene Scheibe einzuspielen.
Vor einem Jahr entschloss sie sich, Ash den Rücken zu kehren und intensiver an ihren Solo-Sounds zu feilen. Erstes Ergebnis ist das vorliegende Follow-Up zum Debut.
AVIVA-Tipp: Mit "The Deep Blue" gelang der Britin, die visuell gern ein wenig mit Charme und Attitüde von 80er-Jahre-Idol Kim Wilde spielt, ein eigenständiges, nuancenreiches Album mit einer klaren Leitlinie aus packenden, kurzweiligen Rhythmen und temperamentvollen, leicht stakkatohaften Vocals.
Die Musikerin im Web: www.charlottehatherley.com
Charlotte Hatherley
The Deep Blue
Label: Little Sister Records, VÖ Mai 2007
EAN: 0689492061029
18,99 Euro
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